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Priedegten 2022  
11. Mai 2022

Die Schönheit des Wortes Gottes in der Bibel

Lauschtert a liest d’Oktavpriedegt vum P. Théo Klein SCJ (11. Mee 2022)

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timotheus (1 Tim 6,2b-10)

So sollst du lehren, dazu sollst du ermahnen.

Wer aber etwas anderes lehrt und sich nicht an die gesunden Worte Jesu Christi, unseres Herrn, und an die Lehre unseres Glaubens hält, der ist verblendet; er versteht nichts, sondern ist krank vor lauter Auseinandersetzungen und Wortgefechten. Diese führen zu Neid, Streit, Verleumdungen, üblen Verdächtigungen und Gezänk unter den Menschen, deren Denken verdorben ist; diese Leute sind von der Wahrheit abgekommen und meinen, die Frömmigkeit sei ein Mittel, um irdischen Gewinn zu erzielen.

Die Frömmigkeit bringt in der Tat reichen Gewinn, wenn man nur genügsam ist. Denn wir haben nichts in die Welt mitgebracht, und wir können auch nichts aus ihr mitnehmen. Wenn wir Nahrung und Kleidung haben, soll uns das genügen.

Wer aber reich werden will, gerät in Versuchungen und Schlingen, er verfällt vielen sinnlosen und schädlichen Begierden, die den Menschen ins Verderben und in den Untergang stürzen. Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht. Nicht wenige, die ihr verfielen, sind vom Glauben abgeirrt und haben sich viele Qualen bereitet.

Ich wohne bei einem Wald. Es tut gut regelmäßig in den Wald spazieren zu gehen. Jeder Spaziergang im Wald ist anders. Es geht darum, Augen, Ohren, unsere Sinnesorgane und unser Herz aufzumachen. Dann wird der Waldspaziergang zu einem Erlebnis. Allein die Tatsache: Wie viele Baumarten gibt es: z. B. Tannen, Fichten, Birken. Ein Förster könnte uns das Leben der Bäume ganz nahe bringen. Es gibt Bäume, die schlank, zierliche Baumsäulen, andere Bäume sind mächtig, imposante Baumriesen. Jeder Baum hat sein eigenes Wesen und besitzt sein ihm eigentliches Ansehen. Jeder ist nach Bau und Gestalt seines Stammes, den Ansatz seiner Äste, dem Lauf seiner Zweige und der Form und Farbe der Blätter verschieden. Im Frühling ist der Wald im Hochzeitskleid anders, anders im Sterbekleid des Herbstes. Eine ganze Skala von Gelb und Gold blättert sich im farbenprächtigen Herbstwald.

So ist es auch mit der Heiligen Schrift. Die Bibel, das Buch der Bücher, kommt mir vor wie der buntfarbige Herbstwald. Jedes der biblischen Bücher hat je nach dem Schriftsteller seine Eigenart, z. B. Jesaja, der vornehme Aristokrat, schriebt anders als Micha, der einfache Mann vom Lande. Jeremia, der Mann mit dem weichen, mitfühlenden Herzen anders als Amos, der raue Rinderhirt. Lukas schreibt anders als Matthäus, der Zöllner, Paulus, der Großstadt- Mensch, anders als Jakobus, der Mann im Bauernkittel.

Verschiedenartig sind die biblischen Bücher auch nach der literarischen Form. Die Bibel verfügt über eine vielfarbige Palette von Ausdrucksformen. Sie enthält Gesetze, welche fast ausschließlich im mosaischen Pentateuch aufgezeichnet sind, enthält geschichtliche Bücher (Jes, Ri, 1+2 Sam, 1+2 Kön), kennt aber auch die freie Erzählung nach Art des historischen Romans (Tob, Jdt, Est, Jona). Auch die Novelle Rut ist ihr nicht unbekannt. Sie kennt den prophetischen Stil (Jes, Jer, Ez, 12 Propheten) und die Form der Apokalypse (Offb). In den Psalmen enthält sie lyrische und in den Weisheitsbüchern didaktische Dichtung. Bald spricht sie in Bildern, bald in Gleichnissen. Sie umfasst Briefe, Reden, Predigten, Weissagungen, Lieder, Gebete. Die Wahrheit wird ausgedrückt je nach der Art des Textes.

Aber noch in einer anderen Hinsicht gleicht die Bibel dem Wald. Wie der Wind die Bäume in vielfältigen Melodien und geheimnisvollen Flüstern durchströmt, bald leise, mal laut, so ist die Bibel vom Geist Gottes durchweht und durchwaltet. Die Bibel ist, wie der Apostel Paulus im 2. Brief an seinen Schüler Timotheus (3,15) schreibt, „gottgehaucht“, „von Gott eingegeben, oder wie die Kirche ausdrückt, „von Gott eingegeben“, oder „von Gott inspiriert“. Die Schriftsteller schreiben unter Einwirkung des Heiligen Geistes. Die Reden der Propheten, die unter Einwirkung des göttlichen Geistes sprachen, werden deshalb häufig eingeleitet mit den Worten: „So spricht Jahwe“, oder ähnliche Formeln. Und eben deshalb ist die Bibel ein Buch, das in der Kirche, das in der Liturgie Respekt verdient. Beim feierlichen Gottesdienst wird die Bibel von Kerzenlicht begleitet. Deshalb stehen alle auf beim Verlesen des Evangeliums. Deshalb wird Weihrauch genommen, deshalb küsst der Priester, der Diakon die Bibel.

Es gibt noch einen Vergleichspunkt zwischen dem Buch der Bücher und dem Wald. Will der Waldgänger die Stimme des Waldes vernehmen, das heimliche Flüstern seiner Bäume, Blätter, das Rascheln am Wege, so muss man leise gehen, auf leichten Sohlen dahinschreiten. Gelegentlich muss man still stehen, da wo die Sonnenstrahlen in den Wald hineinstrahlen, um den Himmel anzuschauen. So ist es auch beim Lesen der Heiligen Schrift um das Wort Gottes zu entdecken. Ein inneres Stillstehen und Lauschen können ist notwendig. Der Leser der Bibel darf kein literarischer Schnellschlucker sein, sondern ein bedächtiger, hörender Mensch. Weinkenner wissen, dass man Wein nicht einfach in sich hineinschüttet, sondern auf den Nachgeschmack kommt es an. Ignatius von Loyola sagte: „Nicht das Vielwissen sättigt die Seele, sondern das Verkosten der Dinge von innen.“

Ein Mitbruder von mir, der eine Pfarrei übernommen hat, führte die Lectio Divina ein. Er sagte, dass viele Leute eine Sehnsucht nach Gottes Wort hätten. Den Text lesen, ruhig, langsam. Dabei bleibt man bei einem Bibelwort stehen. Das Wort Gottes auf sich einwirken lassen, sich ihm öffnen und von ihm weiterführen lassen. Es geht darum, die Stimme Gottes hören zu können. Und schließlich zu den großen Gestalten, den Männer und Frauen, von denen die Bibel spricht und erzählt, emporzuschauen, aufschauen zum Himmel, zu Gott und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Alle Bibellesungen sollten im Gebet einmünden und ausmünden. Und dann erschließt sich einem eine neue, herrliche Dimension.

Sicher: Es gibt auch Texte in der Bibel worüber wir uns ärgern, die uns stören. Dabei fällt mir das Wort des heiligen Augustinus ein, der im Umgang mit dem Wort der Bibel sagte: „Das Wort Gottes ist der Gegner deines Willens, bis es der Urheber deines Heiles wird. Solange du dein eigener Feind bist, ist auch das Wort Gottes dein Feind. Sei dein eigener Freund, dann ist auch das Wort Gottes mit dir in Einklang.“ Wenn das Wort Gottes uns ärgert, dann ist das immer ein Zeichen, dass wir uns selbst und Gott verkehrt sehen. Gott will uns die Augen öffnen, damit wir uns und das Leben vor Gott realistisch sehen. Aber wenn wir die Welt mit den Augen Gottes anschauen, dann werden wir auch freundlich zu uns sein. Letztlich wollen auch die weniger angenehmen Worte Gottes uns zur Quelle des Lebens werden. Wenn wir das Wort Gottes richtig verstehen, verstehen wir auch uns angemessen. Und dann werden wir letztlich unser eigener Freund.

Seien wir dankbar, dass Maria sich auf das Wort Gottes eingelassen hat. Ja, der Glaube ist schön!

 
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