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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
30. Juni 2023

Gianluca De Candia: Der Sprung in den Glauben

Religiöses Buch des Monats Juli 2023

Religiöse Themen tun sich momentan schwer, Interesse zu wecken – und dabei zeichnen sich nicht nur die Debatten um Missstände, Probleme und Reformen der Kirche durch lähmende Blockaden aus, auch in grundlegenderen religiösen Fragen scheinen die Argumente von Religionsbefürwortern und Religionsgegnern oft recht festgefahren, ob es nun um praktische, z.B. bioethische Fragen oder auch um prinzipielle Diskussionen wie etwa die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Glaube geht. In solch einer Zeit tut ein Buch unglaublich gut, das über alle aktuellen Streitfragen hinaus wieder ganz grundsätzlich nach „der existentiellen Relevanz des Christentums“ fragt, das davon ausgeht, dass die zentralen Aussagen des christlichen Glaubens nicht nur irgendwann einmal geschehen sind, sondern jede/n von uns betreffen, jeden Tag.

Der italienische Philosoph Gianluca De Candia, der seit über zehn Jahren an theologischen Fakultäten in Deutschland lehrt, wendet sich in seinem Buch „Der Sprung des Glaubens“ dem christlichen Glauben in einer ganz eigenen Weise zu, eben als Philosoph, der sich mit der Religion befasst, nicht als Theologe, der immer schon vieles voraussetzt. Dabei ist es ihm sehr wichtig festzuhalten, dass der angesprochene Sprung in den Glauben kein unvernünftiges, kopfloses Hineinstürzen in etwas ganz Unvernünftiges ist. Es geht vielmehr um ein Beziehungsgeschehen, in dem zwar ein vertrauensvolles Sich-Loslassen gefordert ist, das aber letztlich nicht völlig von sich selbst wegführt, sondern gerade in der Hinwendung zum Anderen das Selbst auch näher zu sich hinführt. So wachsen wie in der Freundschaft und in der Liebe auch im Glauben „Vertrauen und Überzeugung sowie Sprung und Wissen, Gotteserkenntnis und Selbsterkenntnis zusammen“. De Candia spricht sich darum für eine Haltung des „positiven Vielleicht“ aus, das den Zweifel zwar nicht beseitigen, aber ihm gegenüber standhalten und ihn ins Positive wenden kann und so zumindest eine Tür öffnet, den Blick vom Dunklen weg zum Licht hin richtet.

In diesem Sinne untersucht der Autor einige existentielle Vorgänge und Situationen des Menschen und versucht diese im Sinne eines christlichen In-der-Welt-Seins zu deuten. In sieben Kapiteln, auf die hier leider nicht im Einzelnen eingegangen werden kann, kommen dabei vielleicht eher ungewohnte, aber hochinteressante Themen zur Sprache: das Geborensein, die „Erpressbarkeit“ des Menschen, der durch seine Schuld in Angst gerät, das nicht einem äußeren Zweck folgende Spielen als eine Art Abbild der Religion, der Charme („Der liebenswerte Mensch“ – wie ihn vor allem Jesus in seiner „souveränen Unbefangenheit“ verkörpert), der Humor (der dem Glauben das richtige Gleichgewicht im Leben bringt), die Musik als Sinnbild der Liebe und der Leib („Nichts Wesentliches wird verloren gehen“). Ein abschließender Ausblick widmet sich dann der Rolle der Engel – für Gott und die Menschen.

Die vorgetragenen Gedankengänge sind zugegebenermaßen nicht immer ganz einfach und gleich auf Anhieb vollständig zu verstehen – aber das empfindet man keineswegs als Nachteil, da man beim ersten Lesen bereits spürt, dass sie es wert sind, auch mehrmals gelesen und intensiv bedacht zu werden, und dass sie nur deswegen relativ komplex und geheimnisvoll sind, weil auch unser Leben, die Welt so ist. Es ist ein faszinierendes Buch, das seine Leserinnen und Leser in jedem Fall zum Nachdenken bringen wird, das aber weit mehr anstoßen kann als nur intellektuelle Diskussionen – denn die angesprochenen Fragen sind eben von existentieller Bedeutung. Ein Buch, auf das man sich einlassen muss – dann wird man aber reich belohnt werden.

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der Sankt Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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