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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
1. Dezember 2023

Frank Berzbach: Die Kunst, zu glauben

Religiöses Buch des Monats Dezember 2023

Etwas fehlt. Chronisch. Eine Erfahrung, die alle Menschen machen, immer wieder. Im Alltag fällt diese Lücke nur nicht so auf, weil sich die meisten Menschen angewöhnt haben, sie durch Ablenkung zu füllen: einkaufen, Essen gehen, im Internet surfen, Sex u.v.m. Wer ehrlich mit sich selbst ist, stellt fest: Das funktioniert nicht, die Leerstelle bleibt. Frank Berzbach stieß bei dem Jesuiten (und Mystiker) Michel de Certeau (1925 – 1986) auf den Hinweis, dass diese Erkenntnis mit Mystik zu tun habe. „Mystiker ist, wer nicht aufhören kann zu wandern und wer in der Gewissheit dessen, was ihm fehlt, von jedem Ort und von jedem Objekt weiß: Das ist es nicht.“ Die auf diese Erkenntnis folgende Frage „Was ist es dann?“ treibt zur Suche an. Um diese Suche geht es in diesem Buch.

Es handelt sich nicht um eine Anleitung, Berzbach umkreist das Thema Mystik im Alltag assoziativ und schreibt über das Anfangen, die Schönheit („Die Schönheit existiert in der Schöpfung als Erinnerung an eine vollendete Liebe, die nicht fragt und nicht zweifelt, die universell gilt.“), die Musik, über – für Berzbach und das Buch ganz wichtig – die Verbindung von Zen-Buddhismus und Christentum („aus allen Religionen können wir etwas lernen, das uns Gott einen Schritt näher bringt“), über das Gebet und das Lesen.

Dass Lesen eine Form der Meditation ist, dieser Gedanke taucht in verschiedenen Kapiteln auf und gipfelt in einem Lob der Versenkung in Büchern. „Lesen ist eine stille, liebende Tätigkeit und die gezielte Suche nach Inspiration. Im heilsamen Dialog mit einem schönen Buch liegt unergründliches Potenzial“, heißt es da. Und weiter: „Wer in den Orden der Lesenden eintritt, der weiß sich über Zeiten und Kulturen verbunden mit den Menschen, deren innere Wanderschaft nicht endet.“ Der Zauber von Texten bestehe in ihrer Unvollständigkeit, schreibt Berzbach. In den Leerstellen sei Platz für eigene, auch unbewusste Erfahrungen. In ihnen werden Ideen geboren und Einsichten vorbereitet. Hier entstehen Aha-Erlebnisse, die man getrost als Botschaften des Heiligen Geistes werten darf. Auf diese Weise hilft lesen, sich selbst und die Welt um einen herum zu entdecken und zu verstehen.

Mit dem Buch wird man nicht so schnell fertig. Muße und Konzentration sind nötig, denn es bietet reichlich Stoff zum Nachdenken und Nachlesen. Selbst denken ist angesagt, Scheuklappen sind hinderlich. „Ich will zu Gott, aber auf meinem Weg und auf meinen Füßen“, zitiert Berzbach den Religionsphilosophen Romano Guardini, der in der Liturgischen Bewegung und der Jugendbewegung der Weimarer Zeit eine wichtige Rolle gespielt hat. Als Weggefährten stehen Berzbach u.a. Karl Rahner, Henri Lassalle, Angelus Silesius, Neil Young und Navid Kermani zur Seite. Das auch äußerlich wertvoll gestaltete Buch ist eine Einladung an alle Suchenden innerhalb und außerhalb der christlichen Kirchen, Mystik im eigenen Alltag zu entdecken.

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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