Essen in der Bibel

Von der Gewinnung der Nahrungsmittel über ihre Verarbeitung bis hin zum Verzehr, von unreinen und reinen Speisen, von erwünschten und unerwünschten Tischgenossen, von Essstörungen und Nahrungsmangel ist in der Bibel die Rede. Die Bibelwissenschaft nimmt diese Vielfalt von Aspekten rund um das Essen mehr und mehr in den Blick und arbeitet dabei interdisziplinär. Die Quartalsschrift Bibel und Kirche hat dem Themenfeld ihr jüngstes Heft gewidmet.

So werden Speisebestimmungen in den Zusammenhang der Kultur- und Sozialgeschichte gestellt: Bei der Unterscheidung von „erlaubt“ und „verboten“ geht es nicht nur um die Nahrungsmittel an sich, sondern auch um die Art ihrer Gewinnung (z.B. die koschere Herstellung) und um die Frage, wer mit wem Tischgemeinschaft haben darf.

Auch religionsgeschichtlich lässt sich, so ein weiterer Beitrag im Heft, an der Tischgemeinschaft ablesen, welche Gemeinsamkeiten Judentum, Christentum und Islam haben und wann und wo Trennungslinien gezogen wurden – zu anderen religiösen Kulten, aber auch zwischen den monotheistischen Religionen.

Ein kirchengeschichtlicher Artikel beschreibt die eifrigen Debatten um die jüdischen Speisegebote in der frühen Kirche. Sie führten nicht zur Abschaffung, sondern zu einer Transformation der Reinheitsvorstellungen.

Motive der Ernährung sind von von der Paradieserzählung bis zu endzeitlichen Texten zu entdecken: Werden Idealbilder von Nahrungsfülle beschrieben, sind sie oft in Situationen entstanden, die einen realen Mangel erkennen lassen, aus dem heraus aber Hoffnungen wachsen. Auf diese Kennzeichen der endzeitlichen Werte-Vorstellungen geht ein bibeltheologischer Beitrag ein. Am Beispiel des Lukas-Evangeliums wird schließlich gezeigt, welche sozialen Aspekte die antiken Tischgesellschaften hatten und wie sie die frühchristlichen Gemeinden kritisch damit umgingen.

Am Ezechiel-Buch wird im Heft noch ein ganz anderer Aspekt des Essens beleuchtet: wie sich traumatische Erfahrungen in Essstörungen zeigen können und wie der Prophet als Symbolfigur für erlittene Gewalt dieses Verhalten repräsentiert.

Detailliert vorgestellte Literatur zum Schwerpunktthema rundet – wie bei Bibel und Kirche üblich – das Themenheft ab.

Bezugshinweis: „Essen. Mahl anders“, Bibel und Kirche, Heft 1/2020, 64 S., € 7,90, ISBN 978 3 948219 02-4 „Bibel und Kirche“ kann im Abonnement und einzeln bezogen werden bei
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