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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
26. Mai 2019

Thomas Frings: Gott funktioniert nicht. Deswegen glaube ich an ihn

Religiöses Buch des Monats Juni 2019

Der Titel von Thomas Frings‘ Buch ist auf den ersten Blick missverständlich. Und das mag vielleicht nicht das Einzige sein, was sich an diesem Buch kritisieren lässt. Dennoch ist es ein Glück, dass es in diesem Frühjahr erschienen ist.

Schaut man auf die Umfrage, mit der das Nachrichtenmagazin Der Spiegel seine Leser*innen zu Ostern beglückte, könnte man den Titel „Gott funktioniert nicht“ so verstehen, dass Gott keine überzeugende Idee ist, denn nur 55 Prozent der Befragten glauben überhaupt an (irgendeinen) Gott.

Doch so meint Frings das gerade nicht. Nach „Aus, Amen – Ende?“ (2017), in dem er die derzeitige pastorale Praxis scharf kritisierte, legt der ehemalige Pfarrer aus Münster jetzt dar, warum, was und wie er glaubt. Weil der Glaube an Jesus Christus in unserer Gesellschaft längst nur noch eine Option unter anderen ist, müsse er gut begründet sein, so Frings. Denn: „Wo der Glaube fragwürdig geworden ist, hilft es nicht, frühere Gewissheiten zu beschwören.“

Für seine Begründung hat er eine wohltuend alltagsnahe, handfeste Sprache gefunden, die Glauben und Zweifel nicht hinter frommen Worthülsen versteckt. Statt vermeintliche Gewissheiten zu referieren, sagt er eher, was Gott nicht ist. Zum Beispiel kein Gebetsautomat, in den man oben eine Bitte einwirft und unten wie bei einem Fahrkartenautomat eine Gebetserhörung herausbekommt. Gott funktioniert nicht – zumindest nicht so. Für Thomas Frings steht fest, dass Gott in dieser Welt wirkt, doch dieses Wirken lässt sich nicht so einfach beschreiben. „Wir können nicht erwarten, dass wir andere mit unserem Glauben oder gar Wundererzählungen logisch überzeugen“, fasst er das Problem zusammen. „Zugleich müssen wir daran festhalten, dass etwas Unglaubliches Kern unseres Glaubens ist.“ Oder mit dem Theologen Karl Rahner gesprochen: Es geht darum, die Unbegreiflichkeit Gottes ein Leben lang auszuhalten.

Aber ist das nicht viel zu schwammig? An dieser und an einigen anderen Stellen wirkt der Text, als sei Frings auf halber Strecke stehen geblieben. Doch ist das nur konsequent. „Gott funktioniert nicht“ heißt eben auch: Gott und sein Wirken entziehen sich dem menschlichen Wunsch nach Definition. „Gott ist nie Besitz, sondern immer ein zu Suchender, bis zum Ende des Lebens, an dem die Begegnung mit ihm auf mich wartet.“

Dass zum Glauben auch gehört, das Nicht-Wissen auszuhalten, dass die Rede von Gott als Geheimnis nicht Denkfaulheit, sondern Einsicht in das Wesen Gottes ist, gehört (warum eigentlich?) offensichtlich nicht zum Allgemeinwissen. Thomas Frings hätte das auch noch deutlicher auf den Punkt bringen dürfen. Aber auch so verfehlt er seine Wirkung nicht und regt gerade an den Stellen, die unfertig wirken, dazu an, eine eigene Position zu suchen.

Deshalb ist es ein Glück, dass Thomas Frings in seinem Buch in aller Bescheidenheit versucht, Rechenschaft von der Hoffnung zu geben, die ihn trägt – und dabei darauf verzichtet, alles genau zu wissen. Das macht es so lesenswert.

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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