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Bicher-Rezensiounen . Recensions de livres  
30. November 2022

Wolfgang Beinert und Rosemarie Egger (Hg.): So viel Leid und Gott?

Religiöses Buch des Monats Dezember 2022

Butscha und der Krieg in der Ukraine, die verheerenden Folgen des Klimawandels, der Freiheitskampf in Iran – das Leid der Welt ist unübersehbar. Und das im eigenen Umfeld kommt noch dazu: schwere Krankheit, Eheprobleme, ein früher Tod. Da drängt sich schon die Frage auf: Warum? Und zumindest für gläubige Menschen stellt sich auch die Frage, was Gott damit zu tun hat.

Die Schriftstellerin Rosemarie Egger hat die Frage nach Gott und dem Leid zusammen mit einigen anderen Fragen verschiedenen Theolog*innen gestellt, darunter dem Priester und Autor Gotthard Fuchs, Pfarrerin Beate Neukomm und dem Theologen und Psychotherapeuten Wunibald Müller.

Über die Frage nach dem Leid hinaus geht es um Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Was ist darunter zu verstehen? Was heißt Lieben eigentlich? Führt Gott in Versuchung? Ist die Hölle leer, gibt es sie überhaupt?

Ihre Fragen und die verschiedenen Antworten hat Egger in diesem Buch in einer Art Kaleidoskop zusammengeführt, ergänzt von einem Essay des Theologen Wolfgang Beinert, der darin fragt, ob Gott noch von der Welt zu retten sei. Auf diese Weise werden unterschiedliche Zugänge zu den Fragen nach dem Leid in Gottes Schöpfung sichtbar und regen dazu an, die eigene Position dazu zu bedenken.

So unterschiedlich die Antworten ausfallen mögen, eint sie doch die Überzeugung, dass die Welt es mit einem Gott zu tun hat, der liebt und das Heil aller Menschen will. Deutlich wird das zum Beispiel bei den Antworten zur Frage, ob Gott am Ende alle Menschen empfangen wird. Wolfgang Beinert weist darauf hin, dass wir das (natürlich) nicht wissen können, aber hoffen dürfen. Für ihn ist nicht vorstellbar, dass Gott sein liebendes Ja zu einem Menschen zurückzieht und deshalb Wege finden wird, auch das Nein eines Menschen zu ihm zu wandeln. Beate Neukomm antwortet kurz und bündig: „Ja, ich glaube, dass Gott alle empfängt. Wieso hätte er uns erschaffen sollen, wenn wir nachher ins Nichts vergehen?“ Und Christoph Wrembek erinnert an Jesu Besuch bei Zachäus. Nach dem Lukas-Evangelium sagt Jesus bei dieser Gelegenheit: „Ich bin gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist“ (Lk. 19,10).

Die Ausgangsfrage nach dem Leid ist – da sind sich die Autor*innen einig – nicht zu beantworten und Teil der Unbegreiflichkeit Gottes. Dennoch ist es wichtig, diese Frage zu stellen, sie Gott zu stellen und darauf zu vertrauen, dass „er den Menschen zugewandt ist und sie auffängt“ (Magda Motté).

Manche Antworten fallen abstrakter aus, andere sind näher an der Erfahrungswelt, aber keine überfordert theologisch durchschnittlich gebildete Menschen; einige dürften sich auch zum Einsatz im Religionsunterricht eignen. Sie bieten Stoff zum Nachdenken und Darüber-Sprechen, ideal für die geistliche Reise durch den Advent.

Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.

 
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