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Jahr A (2022-2023)  
24. August 2023

„Kennst Du die 4 Wahrheiten?“

Kommentar zum 21. Sonntag im Jahreskreis von Christine Bußhardt (27.8.2023)

Mit dieser Frage wurde ich kürzlich im Zug konfrontiert. Ganz unerwartet und spontan aus dem Mund einer Zehnjährigen.

Zwischen Höllental und Himmelreich
„Wir sind zu 150.“, sagte eines der Mädchen, nachdem sie höflich gefragt hatten, ob der Platz neben mir noch frei sei. Dutzende Kinder aus einem Feriencamp einer evangelischen Kirchengemeinde füllten nun jeden Zentimeter der bereits gut besetzten Dreiseenbahn, die zwischen Seebrugg und Freiburg hin und her pendelt auf malerischer Strecke durch Himmelreich und Höllental. Auf einmal war der ganze Zug mit fröhlichen Kinderstimmen gefüllt. Als einige Kinder ein Lied anstimmten, fielen die anderen mit ein. Da ich das Lied nicht kannte, fragte ich und erfuhr so nach und nach mehr über die fröhliche Truppe. „Weißt Du,“ bekam ich zur Erklärung, „in unserem Ferienlager lernen wir von Gott.“ Als ich dann erzählte, dass ich auch in der Kirche arbeite, kam sofort die Frage: Bist Du Pfarrerin? Meine Tante ist Pfarrerin.„Als ich verneinte mit dem Hinweis, ich sei katholisch, kam die nächste Frage:“Hältst Du Kindergottesdienste?" Diese Frage konnte ich bejahen und meine Gesprächspartnerinnen strahlten übers ganze Gesicht. Stolz erzählten die Mädchen, was sie so alles im Feriencamp erleben und lernen. Und mein Wissen wurde auch auf die Probe gestellt.

Es geht immer um uns selbst

„Kennst Du den Satz aus der Bibel, der bei Johannes 3,16 steht?“ Da mein Gesichtsausdruck wohl zu erkennen gab, dass von mir keine eindeutige Antwort zu erwarten war, zitierte das junge Mädchen stolz:
„Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit alle, die an ihn glauben das ewige Leben haben.“ Ich war tief beeindruckt von so viel Freimut und Selbstverständlichkeit. Dies spornte die Mädchen an, mir eine weitere Chance zu geben, mein Wissen oder eher Unwissen unter Beweis zu stellen. Ein Armband mit vier Symbolen wurde mir gezeigt.

„Weißt Du, was diese Zeichen bedeuten?“, lautete die Frage, die ich abermals verneinen musste. Kein Problem. Die Erklärung kam prompt: Das Herz steht für: Gott liebt mich. Das Divisionszeichen bedeutet: Ich bin ein Sünder. Das Kreuzzeichen erinnert uns: Jesus ist für meine Sünden gestorben und zu guter Letzt das Fragezeichen mahnt: Ich muss mir zu jedem Moment überlegen, ob ich mit Gott leben will. Nun war es an mir, alles zu wiederholen. Am schwersten fiel es mir, die Sätze in Ich-Form zu formulieren. Das neutralere „uns“ oder „Du“ wäre mir leichter über die Lippen gekommen. Doch da wurde ich direkt streng verbessert. Es ginge immer um uns selbst. Also müsse man „Ich“ sagen.

In Freiburg angekommen, wollte Rebecca mir zum Abschied ihr Armband schenken. Ich erwarb es dann für fünf Euro und trug es an diesem Tag voller Stolz mit einem breiten Lächeln im Gesicht und einer Freude, die ich jedes Mal, wenn ich daran denke, wieder tief in mir spüre.

Die Frage Jesu lässt sich nur in „Ich-Form“ beantworten
Beim Lesen des Evangeliums von heute, musste ich natürlich direkt an mein außergewöhnliches Urlaubserlebnis denken.

Denn die Frage, die Jesus seinen Jüngern damals stellte, stellt sich mir heute ja auch immer wieder: Wer ist Jesus für mich? Für wen halte ich ihn? Und ich erkenne einen wesentlichen Unterschied im sogenannten Messiasbekenntnis des Petrus und den vier „Ich-Aussagen“, die mich die Zehnjährige gelehrt hat. Und mir ist klar geworden, dass ich die Frage Jesu ebenfalls nur in „Ich-Form“ beantworten kann.

Christine Bußhardt,
Pastoralreferentin im Dekanat Süden-Ost
Christine BUßHARDT
christine.busshardt@cathol.lu
 
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