lb fr pt en de
Fir d’Kierch schaffen . Travailler pour l’Église  
5. Juli 2012

Zugänge zum Glauben eröffnen

Von Ruth Bachteler, Religionslehrerin im Sekundarunterricht


Mein gewählter Beruf macht mich glücklich und erfüllt mich, da ich mit und für Jugendliche arbeiten kann – ich bin Religionslehrerin im Sekundarunterricht. Meine Berufswahl hat zunächst niemanden überrascht, denn ich bin in Deutschland aufgewachsen und Religion gehört als ordentliches Fach in den normalen Schulalltag. Erst in Luxemburg wurde mir klar, dass manche meine Berufswahl mit argwöhnischen Augen betrachteten. 




Warum Religionslehrerin? Für mich hat der freiwillig gewählte Religionsunterricht Anteil an der allgemeinen Aufgabenstellung der Schule, nämlich Erziehung und Bildung. Der Religionsunterricht will seinen speziellen Beitrag zur Bildung und vor allem zur Entfaltung der Persönlichkeit der Schüler leisten – und zur Persönlichkeit des Menschen gehört auch die Auseinandersetzung mit der Transzendenz.



In meinem Berufleben habe ich oft erfahren, dass die vielfältigen Fragen nach dem Menschen und seiner Verantwortung für die Welt von Schülerseite immer wieder angesprochen werden. Ein Teil meiner Schüler praktiziert äußerst selten oder gar nicht mehr, ein anderer Teil lebt seine ganz eigene Art von Religion, und doch setzen sie sich implizit wie explizit mit religiösen Fragen auseinander. Vor allem interessiert die Frage nach dem Menschen und seiner Verantwortung für die Welt, gerade aus der religiösen Perspektive. 



Schüler haben das Recht fundierte und fachlich kompetente Anregungen von ihren Lehrern zu solchen Fragen zu erhalten. Sie dürfen nicht mit fertigen Antworten abgetan werden. Damit dies gelingt, ist es von äußerst großer Bedeutung, dass sich der Lehrer in die Lebenswelt, die Emotionen, Traditionen und Probleme seiner Schüler eindenken kann, und sie immer dort abholt und annimmt, wo sie im Moment stehen. 



Über 

das Theologiestudium hinaus


Eines meiner großen Ziele ist, meinen Schülern deutlich zu machen, dass sie sich Wissen aneignen müssen, um somit Dialog- und Urteilsfähigkeit zu entwickeln – sowohl in Lebens- wie in Glaubensfragen. Damit möchte ich sie zu selbstständigem Denken und zu verantwortetem Menschsein erziehen.



Ich habe gemerkt, dass es, um meine Schüler bei ihrer religiösen Orientierung zu unterstützen und zu begleiten, nicht ausreicht, Theologie studiert zu haben. Ich muss meinen eigenen religiösen Standpunkt gefunden haben und immer wieder neu reflektieren. Meine Schüler merken sofort, ob ich hinter dem Gesagten stehe, ob ich es auch für mich akzeptieren kann. Das heißt jetzt aber nicht, dass ich meinen Schülern etwas aufdrängen will und kann. Ich versuche vielmehr, ihnen verstehende Zugänge zum christlichen Glauben zu eröffnen, die im Dialog mit Erfahrungen, Erkenntnissen der Wissenschaften und der Position anderer Religionen erschlossen werden können. Die Zugänge, müssen dann allerdings von ihnen autonom begangen oder abgelehnt werden. 



Thomas Ziehe [1] schlägt vor, Religionslehrer als „Fremdenführer“ in andere Sinngebiete zu verstehen. Wie ein guter Fremdenführer zwingt der Religionslehrer niemandem etwas auf, aber er zeigt den Reiz dessen, von dem er überzeugt ist. Und wie jeder gute Fremdenführer verbindet er Wissen mit Leidenschaft. So ist der Religionslehrer dann hoffentlich jemand, der es, ohne sich aufzudrängen, fertig bringt, die Begeisterung von einem vom Glauben geprägten Leben aufscheinen zu lassen und zu vermitteln. 


Luxemburg, Juli 2012

Quelle: Luxemburger Wort - Foto: Nicolas Bouvy

[1Vgl. Thomas Ziehe, Zeitvergleiche. Jugend in kulturellen Modernisierungen, Weinheim/ München 1991

 
Ä e r z b i s t u m    L ë t z e b u e r g   .   A r c h e v ê c h é   d e   L u x e m b o u r g    .   
YouTube
SoundCloud
Twitter
Instagram
Facebook
Flickr
Service Kommunikatioun a Press . Service Communication et Presse
Äerzbistum Lëtzebuerg . Archevêché de Luxembourg

© Verschidde Rechter reservéiert . Certains droits réservés
Dateschutz . Protection des données
Ëmweltschutz . Protection de l'environnement
5 avenue Marie-Thérèse
Bâtiment H, 1er Étage
L-2132 Luxembourg
+352 44 74 34 01
com@cathol.lu