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Wer mein Jünger sein will...

Sonntagskommentar zum 23. Sonntag im Lesejahr C - P. Jean-Jacques Flammang scj (07.09.2025)

« Keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet! » Jesu Worte klingen hart und streng, und benötigen Erläuterungen.

In seinem Evangelium bemerkt Lukas gleich dreimal, dass Menschen zusammen den Lebensweg mit Jesus machen wollen, und jedesmal schreibt er dann auch über die Bedingungen, die dazu erfüllt werden müssen.

Ein erstes Mal geschieht das auf dem Weg in die Stadt Nain. Dort hat Jesus sich als großen Propheten erwiesen. Voll Mitleid hat er der armen Witwe ihren gerade verstorbenen Sohn wieder aufstehen lassen. Was niemand vermag, Jesus hat es getan: und seine Jünger müssen offen sein, für Neues, wenn Gott sein Volk heimsucht und es retten kommt. Viele alte Vorstellungen müssen aufgegeben werden.

Ein zweites Mal wird Jesus die Gelegenheit ergreifen, das Volk zu belehren. Diesmal ist er auf dem Weg nach Jerusalem. Lukas schreibt: « Viele Menschen wollen zusammen den Weg mit Jesus machen », Jesus aber warnt sie: « Wer nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüdern und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, der kann nicht mein Jünger sein. » Der Vorrang muss Jesus gegeben werden, und so wird auf das Kreuz verwiesen.

Sicher, Menschen haben auch schon ohne Bezug auf Jesus, versucht, Kreuze zu tragen, im Leben zu siegen und zu heilen. Aber Jesus warnt: « Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir herträgt, der kann nicht mein Jünger sein. »

Also zwei Bedingungen für Jünger Jesu zu sein: sein eigenes Kreuz tragen wollen, und es zusammen mit Jesus tragen. 

Zwei Fragen sollen dabei helfen, sich für den Weg mit Jesus zu entscheiden. Genügen unsere Mittel, um einen Turm aufzurichten, oder hätten wir nicht besser über Sinn und Zweck der Türme nachzudenken, und mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, Wohnungen und Brücken zu bauen? Und warum mühselige und mörderische Kriege zu führen, die doch ihr Ziel nicht erreichen, nämlich,  Gerechtigkeit und Frieden unter den Menschen zu fördern?

Ein drittes Mal hat uns Lukas in seinem Evangelium Erläuterungen niedergeschrieben zu dem, was es heisst, zusammen mit Jesus den Weg zu machen. Es geht um das, was sich auf dem Emmausweg zugetragen hat.

Lukas schreibt, und hier müssen wir das Griechische genau betrachten: « Jesus tat, als wolle er weiter gehen, aber sie drängten ihn und sagten:  Bleibe bei uns (griechisch: meta); denn es wird Abend, und der Tag hat sich schon geneigt! Da ging er mit ihnen hinein, um bei ihnen zu bleiben (griechisch: syn) ».

Für « bei » ins biblische Griechisch gibt es zwei verschiedene Wörter: meta und syn. Mit meta will man ein einfaches Zusammensein ausdrücken, mit syn aber eine engere geistige Beziehung.

Die Jünger fragen, Jesus solle bei ihnen bleiben (meta), sie wollen, dass Jesus sie nicht allein lässt, mit ihnen zusammen in der Herberge isst, übernachtet und dann den Weg mit ihnen weiter geht.

Jünger Jesu sein aber bedeutet eine tiefere Bindung, ein neues Zusammensein: aus dem meta, soll ein syn werden. Und diese Verwandlung lässt Jesus in der Eucharistiefeier zwischen ihm und seinen Jüngern entstehen.

Am Sonntag wird der 15jährige Carlo Acutis (1991-2006) von Papst Leo XIV. in Rom heiliggesprochen. In seinem kurzen Leben hat er Christus den absoluten Vorrang gegeben, auf seinen ganzen Besitz verzichtet und gestärkt durch die heilige Eucharistie Jünger Jesu geworden. Möge er weiterwirken, um Friedensbedingungen zu fördern, welche unsere Welt heute so dringend braucht.

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