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23. Februar 2024

„What on earth am I doing here?“

Kommentar zum 2. Fastensonntag von Jean-Marie Weber (25.2.2024)

Angesichts der vielen Krisen, in denen wir zurzeit leben, verfällt mancher in Mutlosigkeit, Trauer, ja fast Verzweiflung: „What the hell am I doing here“ ist dann die Frage. Wir suchen nach einem Mehr an Genießen, vielleicht neuen Zielen. Und dann kommt es hie und da zu einer unerwarteten Begegnung in einem Restaurant, im Zug, am Arbeitsplatz oder bei einer Wanderung. Da sagt jemand ein Wort, das uns berührt und bewegt. Trotz Alter, familiären, wirtschaftlichen oder politischen Umständen glüht etwas in ihm, eben ein Wunsch oder ein Aufbegehren. Es verschlägt uns fast den Atem. Fast wahnsinnig, wie lebendig der Gegenüber ist.

Von solchen Erfahrungen sprechen sowohl Literatur, wie auch psychologische Ratgeber und eben seit tausenden von Jahren auch die religiösen Schriften; so beispielsweise der Text des Evangelisten Markus von der Verklärung Jesu. Legendhaft eingefärbt erzählt er von einer unmöglichen Begegnung. Sie findet statt auf einem Berg, Ort, wo uns Weit- und Mehrblick nach einem mühsamen Aufstieg geschenkt wird. Beim Überstieg, hat sich der Wanderer wieder übertroffen, transzendiert. Oben angekommen ist auch Jesus wie verwandelt. In sich spürt er sein Begehren die Mitmenschen mitzureißen um alte Rahmen und Diskurse zu „übersteigen“ und zu glauben, dass in der Liebe das Unmögliche passiert. (A. Zupancic)

Ein Begehren, neue Ideen wachsen nur in der Begegnung mit anderen. So setzt sich auch Jesus mit Mose und Elija auseinander. Dabei steht Moses für die Befreiung des Volkes Israel, ja aller Menschen aus versklavenden Beziehungen zu einem Herrn. Elija steht eher für die Befreiung von verinnerlichter Unterwerfung, Entfremdung durch Kulte, Ideologien oder die Selbstentmündigung durch eine Vorstellung von Gott, die vielleicht Sicherheit schenkt, aber nicht zum Leben befreit.

Von Moses wie auch von Elija wissen wir, wie sie für die Umsetzung ihrer Ziele teilweise sogar gewalttätig wurden. Hier unterscheidet sich Jesus. Er sublimiert das Gewalttätige. (E. Drewermann) Er will lebendiges Zeichen dafür sein, dass innere und äußere Freiheiten sowie Gerechtigkeit durch unser Mittun immer im „Ankommen“ (J. Derrida) sind. Es geht ihm darum, dass der Einzelne sich verantwortlich fühlen darf, für die Entwicklung seines Selbstseins und seiner Innerlichkeit. Diese Ansicht von persönlicher Würde und Spiritualität hängt für Jesus strukturell zusammen mit einem „Gott“, der als „Vater“ immer der Andere, Geheimnis und ein „Fehl“ bleibt.

Trotz der von Markus herrlich surreal gezeichneten Szene, geht es nicht um berauschende Manifestationen von Unbedingtem, um Wundersucht. (E. Schweizer). Es geht um Hören und Offenheit für das, was sich in Begegnungen an Leben und Mut schenkt. Dabei können wir spüren, dass wir unbedingt handeln müssen.

Dazu passt wohl die Einladung Adornos, doch angesichts der Verzweiflung in einer zerrissenen Welt vom „Standpunkt der Erlösung“, vom ganz Unmöglichen her zu denken. Für ihn ist dabei sogar die „Frage nach der Wirklichkeit oder Unwirklichkeit der Erlösung selber fast gleichgültig.“

Jean-Marie Weber

 
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