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Persönliche Kommentare  
1. Juni 2016

Warum ich mich schlecht fühle... und Sie vielleicht auch

Ein persönlicher Kommentar

Die Schredder-Geschichte, Sie erinnern sich, hat ein Nachspiel... Die Medien haben darüber berichtet, über die Klage der „Fir de Choix“-Leute und die Positionen der Anwälte. Man liest, sie seien nicht explizit visiert gewesen, als von religiösen Fanatikern - vielleicht doch eine etwas verunglückte Wortwahl - die Rede gewesen sei... und die Verteidiger der Wahlfreiheit hätten keinen Humor. Ein Witz, ein schlechter dazu, wäre man geneigt zu sagen. Mit Extremismus macht man gerade in diesen Zeiten keine Witze würde man ja gerne antworten, auf die Gefahr hin, dass einem die Keule des Rechts auf freie Meinungsäußerung entgegengeschwungen wird... - Ich würde zu gerne fragen, ob Meinungsfreiheit nicht auch einseitig vereinnahmt werden kann (darf man wirklich alles zu jedem sagen?... und muss man sich alles stillschweigend gefallen lassen?), aber ich lasse es. Darüber können sich andere den Kopf zerbrechen, denn beide Seiten bemühen aus völlig unterschiedlichen Perspektiven die Meinungsfreiheit, einzelne sehen gar schon die Demokratie in Gefahr.

Ich wollte eigentlich den Ausgang der Geschichte abwarten - nicht wirklich tiefenentspannt, aber doch einigermaßen gelassen -, doch anderen fiel das offensichtlich schwer. Sie zeigten sich erstaunt und erschrocken und übten den Schulterschluss mit dem Beklagten. Die Reaktion der Kläger und ihre „extremistische“ Herangehensweise zeige, dass in der Sache die Bezeichnung „fanatisch“ - objektiv (!) - gerechtfertigt wäre, lese ich da. Zu diesen beiden Ausdrücken gesellen sich zwei weitere hinzu: „rückschrittlich“ und „reaktionär“. Ich fühle mich schlecht. Ich hatte auch eine Protestkarte ins Ministerium geschickt...

Zugleich muss ich mich wundern. Die Wortführer laizistischer Vereine scheinen in ihrem Schreiben - die Lektüre ist nur bedingt zu empfehlen - vergessen zu haben, dass doch im FB-Eintrag eigentlich niemand explizit genannt oder gemeint gewesen sein soll, es sei mehr allgemein formuliert gewesen... humorvoll. Oder etwa doch nicht? Wir werden sehen...

Ein guter Kollege aus dem Bistum, dem Bildungswesen recht nahe, meinte dazu: Ich lasse mich ungern als Extremist bezeichnen. Ich denke, er hat recht. Ich auch nicht. Man mag uns altmodisch nennen (vielleicht nicht schlimmer als neumodisch), konservativ schimpfen (auch nicht schlechter als sozialistisch oder neoliberal) oder überholt (wer mag das beurteilen?), aber extremistisch? Fanatisch? Schwingt da nicht die Botschaft mit, wir wären eine Gefahr für die Gesellschaft? In diese Ecke sollten wir uns nicht drängen lassen, die Mitte der Gesellschaft ist auch unsere Heimat. Und diese Mitte der Gesellschaft - die, wie Zahlen belegen, Wahlfreiheit und Religionsunterricht für gar nicht so unsinnig und überholt ansehen, wie man uns mancherorts glauben lassen mag - steht natürlich für Menschenrechte im Allgemeinen und Meinungsfreiheit im Besonderen. Die Mitte steht aber auch für einen respektvollen Umgangston und eine Kultur der fairen Auseinandersetzung trotz unterschiedlicher Positionen... jenseits von pauschalen Anschuldigungen, Fanatismus-Vorwürfen und schlechtem Witz.

Roger NILLES
roger.nilles@cathol.lu
 
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