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Eine letzte Chance
Wegweiser für den 3. Fastensonntag (Oculi) von Georg Rubel (24.03.2019)
Das aus dem Griechischen stammende Wort „Evangelium“ bedeutet „gute Nachricht“ bzw. „frohe Botschaft“. Bei der Lektüre des Evangeliums vom dritten Fastensonntag hat man nicht den Eindruck, dass es sich dabei um eine frohe Botschaft handelt.
Lk 13,1-9 ist ein sehr dramatischer Text, der schlimme Nachrichten und unheilvolle Bilder enthält. Zunächst wird die Bluttat des Pilatus, sodann das Turmunglück am Schiloach in Erinnerung gerufen. Bei beiden Ereignissen sterben eine Reihe von Menschen.
Mit deutlichen Worten mahnt Jesus seine Zuhörer: „Ihr werdet alle genauso umkommen, wenn ihr nicht umkehrt.“ (Lk 13,3.5). Diesen eindringlichen Appell zur Umkehr veranschaulicht Jesus mit dem Gleichnis vom Feigenbaum. Ein Feigenbaum in einem Weinberg hat schon seit drei Jahren keine Frucht mehr getragen. Deswegen bittet der Besitzer den Winzer, den Feigenbaum umzuhauen.
Die Parallele zwischen diesem Gleichnis und den vorherigen Zeilen liegt auf der Hand: Wie der Baum umgehauen wird, wenn er keine Frucht bringt, so werden die Zuhörer umkommen, wenn sie nicht umkehren.
Bis zu dieser Stelle enthält der Evangelientext keine gute Nachricht. Doch jetzt kommt der Umschwung. Der Winzer setzt sich dafür ein, dass der Feigenbaum noch ein Jahr stehen bleiben darf und hofft darauf, dass er in dieser Zeit Früchte bringt. Der Feigenbaum bekommt noch eine letzte Chance.
Diese überraschende Wende sorgt dafür, dass das Evangelium mit einer frohen Botschaft endet. Wie der Feigenbaum im Gleichnis eine Gnadenfrist erhält, damit er Früchte hervorbringen kann, so bekommen wir in der Fastenzeit eine Chance zur Umkehr.
Gott schenkt uns diese Zeit und lädt uns dazu ein, durch Fasten, Gebet und gute Werke Früchte hervorzubringen.
Es liegt an uns, ob wir diese Chance ergreifen und uns für die Option Leben entscheiden.
Quelle: wort.lu