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„Die Oktave ein Stück unserer kirchlichen Heimat“

Interview zur Vorstellung des Oktavpredigers Weihbischof Leo Wagener.

Am 10. Mai beginnt die 400. Luxemburger Wallfahrt zur Trösterin der Betrübten. Wie fühlt man sich als Oktavprediger mit solch einer geschichtlichen Last?

Ich empfinde die vierhundertjährige Wallfahrtstradition nicht als geschichtliche Last. Ich sehe mich selbst als Teil dieser Geschichte, die mich seit meiner Kindheit geprägt hat. Sie ist ein Teil von mir und eine Charakteristik unserer marianischen Frömmigkeit. Durch sie fühle ich mich mit sehr vielen Gläubigen in unserem Bistum verbunden, da die Oktave ein Stück unserer kirchlichen Beheimatung ausmacht. Trotzdem empfinde ich es als eine Ehre, dass Kardinal Hollerich mich gerade in diesem Jahr, für den Predigtdienst berufen hat. Wir begehen ja nicht nur unser Wallfahrtsjubiläum, sondern auch ein Heiliges Jahr. Es ist eine glückliche Fügung, dass die Oktave unter dem gleichen Leitwort steht wie das Jubeljahr: Pilger der Hoffnung.

Welche Rolle wird der verstorbene Papst Franziskus, der ja durch seinen Besuch am 26. September 2024 in Luxemburg die Jubiläumsoktav eröffnet hatte, in den Oktavpredigten spielen?.

Das Thema des Heiligen Jahres und damit auch unserer Oktave geht ja unmittelbar auf Papst Franziskus zurück. Ich werde bei der einen oder anderen Predigt auf ihn und sein Pontifikat zurückkommen, insbesondere bei jenen Predigten, die über unsere Verantwortung gegenüber der Schöpfung und über die Hoffnung für die Kirche handeln.

Sie haben fasst ihr gesamtes bisheriges Leben im Umkreis von Luxemburg verbracht. Kaum jemand kennt die Luxemburger Kirche besser als Sie. Wie wird dies in Ihre Predigten einfließen?

Es stimmt, dass ich durch meinen priesterlichen und bischöflichen Werdegang mit unterschiedlichen Aufgaben und Verantwortungen betraut wurde, die mich mit vielen Facetten des kirchlichen Lebens und unzähligen Menschen in Verbindung brachten. Ich war lange in der diözesanen Jugendarbeit tätig. Seit meiner Priesterweihe im Jahr 1988 bis heute bin ich durchgehend in der Pfarrseelsorge tätig. Seit meiner Berufung zum Generalvikar im Jahr 2015 habe ich mich mit pastoralen Entwicklungen und Verwaltungsangelegenheiten und Beziehungen zu den staatlichen Instanzen beschäftigen müssen und tue es z.T. bis heute noch. Beim Aufzählen merke ich, dass die Palette meiner Aufgabenbereiche echt groß ist, und ich dabei viele Erfahrungen mit Personen aus sehr unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen sammeln konnte. Ja, in den Predigten werden ab und zu persönliche Erlebnisse aus meinen Tätigkeitsfeldern zur Sprache kommen.

Seit 2019 sind Sie Weihbischof in Luxemburg, Sie vertreten den sehr oft abwesenden Erzbischof. Dazu sind sie auch noch Generalvikar. Wie bringen Sie das zum Wohle der Kirche zusammen?

Ich frage mich das auch manchmal (lacht)! Zunächst ist es ja so, dass der Erzbischof 2019 auch einen zweiten Generalvikar in der Person von Chanoine Patrick Muller benannt und die Verantwortungsbereiche aufgeteilt hat. Patrick Muller ist für die Pastoral und das Personal zuständig, ich für die materiellen Belange des Bistums. Im Ordinariat werden die Generalvikare tatkräftig vom Generalsekretär Roger Nilles und den Mitarbeitern unterstützt. Sonst wäre das ja alles nicht zu schaffen. Trotzdem sind die Tage lang und es gibt für mich kaum einen freien Tag. Ich habe das Glück meistens gut zu schlafen, nette Menschen, um mich zu haben, die anfallende Arbeit gerne zu tun und mich in meiner Haut wohlzufühlen.

Die Oktav steht unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“. Welche Tipps gibt der Oktavprediger den Pilgern, damit sie Hoffnung spüren? 

Dazu möchte ich jetzt nicht viel sagen, da man ja die Predigten hören soll (lacht wieder). Die Titel der einzelnen Predigten werden etwas über den Inhalt verraten. Im Übrigen ist Hoffnung für mich weit mehr als ein Gefühl. Es gibt auch noch Hoffnung, wo man sie nicht „spürt“. Lassen Sie sich überraschen.

Die Oktav ist in der Zeit des dreißigjährigen Krieges und von Epidemien entstanden. Not lehrt beten. Weshalb sollen die Menschen heute sich auf den Weg machen zum Herrn?

Eines sei vorangestellt: Ich wünsche mir keine neuen Kriege und Epidemien, damit die Leute wieder in die Kirche gehen. Zugänge zum Glauben gibt es - Gott sei Dank – viele, nicht nur persönliche oder globale Nöte. Für mich ist Jesus die (mit Betonung auf „die“) Referenz für ein erfüllendes Leben hier und nach diesem Leben. Wie er Gott bezeugt hat, wie er lebte, was er sagte, was er für uns tat und als Auferstandener tut, wie er den Menschen in seiner Beziehung zu Gott, zu sich selbst und zu den Mitmenschen sieht ist für mich Richtschnur, Wahrheit und Sinn. Mit und durch ihn leben ergibt für mich einen Mehrwert, den nur die erfahren, die sich auf ihn vertrauensvoll einlassen. Letztlich geht es aber nicht um einen persönlichen, wie auch immer gearteten Profit, sondern um ein sich lieben lassen, um zu lieben. Das allein ist Motivation genug.

Auch heute gibt es Kriege und Katastrophen, die Plünderung der Luxemburger Caritas durch Kriminelle war auch eine solche. Werden Sie auch darauf und auf die anderen Dauerkrisen der Kirche eingehen?

Ich habe mir vorgenommen nicht die Platte vom Krisengejammere aufzulegen. Davon haben wir bereits in der Vergangenheit hinreichend gehört. Ich lege den Akzent auf verschiedene Aspekte der Hoffnung. Wie ist Hoffnung möglich in Zeiten von persönlicher oder gesellschaftlicher Krise, darum soll es gehen. Der Fokus liegt nicht auf der Bewältigung von kirchlichen Problemfeldern. Mir geht es um Hoffnung in menschlichen Bezügen und unterschiedlichen Lebenslagen.

Eine Neuerung wird es aber auch geben. Sie hat damit zu tun, was ich eben ansprach. Meine Predigten werden einen abgegrenzten Teil in französischer Sprache haben. Dieser Teil ist keine Übersetzung dessen, was ich vorher in Luxemburgisch gesagt habe, sondern eine eigenständige Weiterführung der Gedanken. Ich möchte damit die Oktavpredigten auch für die Gläubigen unseres Erzbistums zugänglich machen, die meine Muttersprache nicht beherrschen. Sie sollen die Möglichkeit haben an der Andacht mit ihrer eigenen Atmosphäre teilzunehmen, in die Predigt einbezogen zu werden und den eucharistischen Segen zu empfangen. Ob es mir gelingt, weiß ich erst nachher. Der Versuch ist es schon deshalb wert, weil unsere lokale Kirche heute sehr bunt und vielsprachig ist.

Oktavpredigten waren oft auch ein Mittel zur Wiederbelebung des Glaubens. Sind die heutigen Oktavpredigten dazu noch geeignet ?

Das glaube ich weniger. Ich bin froh, wenn ich den bereits vorhanden Glauben der Mitfeiernden stärken und ihnen Impulse vermitteln kann, die sie für ihren Alltag als nützlich erkennen. Sollte der Heilige Geist mittels meiner Worte den Glauben bei dem einen oder anderen neu entfachen, so ist das allein sein Verdienst.

In der diesjährigen Oktavwallfahrt wird auch das 10 Jubiläum der Enzyklika Laudato Si gefeiert. Wird auch dieses Jubiläum in die Predigten einfließen?

Ja, es ist für mich nicht möglich über Hoffnung zu predigen und dabei die ökologischen Herausforderungen mit ihren vielschichtigen Zusammenhängen zu ignorieren.

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Danksagungsmass fir de Père Jacques de l’Arbre s.j.

Grazie, Santo Padre !