„Igreja de Belém” (Kirche von Bethlehem) bei der COP 30
Kirche auf der COP30 und bei dem alternativen Völkertreffen „Cúpula dos Povos“ in Belém/Amazonien.
Vom 10.-21. 11 findet die Weltklimakonferenz in Belém am Amazonas statt. So intensiv, wie nie bisher auf einer Klimakonferenz, wird die kath. Kirche auf der COP30 und bei dem alternativen Völkertreffen „Cúpula dos Povos“ in Belém/Amazonien präsent sein. Zwei Bischofskonferenzen, mehrere Kirchennetzwerke und die Erzdiözese Belém haben Parallel-Veranstaltungen zur COP30 geplant. Was bei der Amazonassynode 2019 in Rom begann, soll in Belém Früchte tragen
Schon gleich am zweiten Tag der UN-Weltklimakonferenz in Belém kam es zu massiven Protesten von Vertretern indigener Völker im Ausstellungsgelände der Konferenz. Auslöser der Proteste war eine Ausstellung über Klimaschützer und „Klimamärtyrer“, darunter auch viele Indigene, die das Erzbistum Belém in kirchlichen Räumen organisiert hatte. Die Indigenen wollen auf dieser Konferenz nicht nur folkloristisches Beiwerk sein, sie fordern am „Tor zu Amazonien“, wo wird Belém genannt, ihre Rechte auf ihr Land, wie sie die brasilianische Verfassung seit 1988 vorschreibt. Es hat sich gezeigt, dass dort wo Indigene ihr eigenes Land besitzen, Klima und Artenschutz einen viel höheren Stellenwert haben.
Die kath. Kirche ist auf dieser Konferenz mit sechs Kardinälen und mehr als 40 Bischöfen vertreten. Sie hat ein eigenes Begleitprogramm für die Weltklimakonferenz organisiert. Eine der Veranstaltungsorte ist auch die Alexanderkirche, die einstige Jesuitenkirche im Zentrum der Altstadt von Belém. Zum letzten Mal umgebaut wurde diese Kirche, die heute Amazonasmuseum ist, von dem Luxemburger Jesuiten Iohannes Philippus Bettendorff (1625-1698), der mehrere Male auch Superior dieser Kirche und Provinzial der Jesuitenmission in Amazonien war. Hier hat er kurz vor seinem Tod die „Chronik der Jesuitenmission in Maranhão“ geschrieben, hier wurde er auch beerdigt.
P. Bettendorff war der erste ambulante Jesuitenmissionar am Amazonas und gründete u.a. die heutige Amazonasmetropole Santarém, am Zusammenfluss des Amazonas mit dem Rio Tapajós, seinem größten Nebenfluss. Viele brasilianische Historiker sehen in P. Bettendorff, der im Entstehungsjahr der Luxemburger Oktav 1625 in Lintgen geboren wurde, auch den Vater der Wallfahrt „Cirio de Belém“, die Mitte Oktober noch 2,5 Mio. Katholiken in Belém vereinigt hatte. Die Marienwallfahrt in der nach dem Geburtsort Jesus benannten brasilianischen Stadt Belém gilt heute als die größte Wallfahrt der kath. Kirche. In der Wallfahrtskirche des Cirio begann mit einer Prozession der Statue „Unserer Lieben Frau von Nazaré“ in ihrem weißen Mantel am Abend des 12. November das kath. Parallelprogramm zur COP30.
In den 1990er Jahren sagte Papst Johannes Paul II., dass die ökologische Krise „ein moralisches Problem” sei und durch Solidarität gelöst werden müsse. Im Jahr 2015 griff Papst Franziskus dieses Thema in seiner Enzyklika „Laudato Si“ wieder auf, in dem er sich für eine ökologische Umkehr aussprach, da das Klima „ein gemeinsames Gut, von allen und für alle” sei, und die Gläubigen aufforderte, sich für dieses Thema zu engagieren. Darüber hinaus gibt es im Amazonasgebiet eine lange Tradition von Missionaren, die sich im Regenwald für die Bekämpfung der Abholzung einsetzen und von denen viele ermordet wurden. Der Fall mit der größten Resonanz war der der amerikanischen Ordensfrau Dorothy Stang (1931-20025), die 2005 in Anapu, im Bundesstaat Pará, erschossen wurde. Ein riesiges Porträt von Dorothy wurde während einer Prozession durch die Straßen von Belém getragen. Für sie wurde als erste Klimamärtyrerin ein Seligsprechungsverfahren eingeleitet.
Von der Amazonassynode 2019 in Rom zur COP30 in Belem
Papst Franziskus macht Amazonien zu einer Modellregion für die Weltkirche. Sein bester Freund, Kardinal Hummes (1934-2022) organisierte 2019 die Amazonassynode in Rom, dem Zentrum der Weltkirche Zwischen der Amazonassynode 2019 in Rom und der Weltklimakonferenz COP30 im November 2025 in Belém besteht eine klare inhaltliche und organisatorische Linie. Beide Ereignisse sind von der Idee der „Ökologie integral“ geprägt – jenem Leitmotiv aus der Enzyklika Laudato Si’ von 2015, mit der Papst Franziskus ökologische, soziale und spirituelle Fragen untrennbar miteinander verknüpft hat.
Was die Synode 2019 einführte, wird nun in Belém weitergeführt: Klimaschutz als Glaubens- und Gerechtigkeitsfrage. Viele der Gesichter und Akteure von 2019 sind heute wieder dabei. Das panamazonische Netzwerk REPAM, hervorgegangen aus der Synode, koordiniert die kirchliche Arbeit zur COP. Die südamerikanische Bischofskonferenz CELAM und die brasilianische Bischofskonferenz CNBB stellen kirchliche Delegationen, während Kardinal Pedro Barreto als Präsident der REPAM die Stimme Lateinamerikas in internationalen Umweltprozessen bündelt. Auch das vatikanische Dikasterium für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen ist in Belém vertreten. Kardinal Pietro Parolin, Staatssekretär des Vatikans, ist der Vertreter des Heiligen Vater bei der COP30. Er hielt bereits am 7. November, während des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs eine Rede im Namen von Papst Leo XIV. „Der Frieden ist bedroht durch den Mangel an gebührendem Respekt vor der Schöpfung, durch die Plünderung der natürlichen Ressourcen und durch die fortschreitende Verschlechterung der Lebensqualität aufgrund des Klimawandels”, sagte Parolin. „Aufgrund ihres globalen Charakters gefährden diese Herausforderungen das Leben aller Menschen auf diesem Planeten und erfordern daher internationale Zusammenarbeit und einen kohärenten Multilateralismus, der in der Lage ist, nach vorne zu blicken“, erklärte der Vertreter des Papstes.
Die Amazonas-Synode 2019 prägte das Bild einer „Kirche mit amazonischem Gesicht“, die die Stimmen der Völker und der Natur ernst nimmt. Der Amazonas, oft als „Lunge der Erde“ bezeichnet, wurde so zum Modell und Symbol des globalen Ringens um Schöpfungsverantwortung. Belém, im Herzen dieses Gebiets, soll bei der COP30 zum Ort der „ökologischen Umkehr“ werden. Papst Franziskus, der erste Papst, der selbst aus Südamerika stammte, betonte bereits 2023, die COP30-Weltklima-Konferenz müsse „ein Wendepunkt für das Überleben Amazoniens und der Menschheit“ sein.
Kirchliche Präsenz bei der COP30
Die Amazonassynode 2019 betonte, dass ökologische, soziale, kulturelle und spirituelle Krisen nicht getrennt, sondern miteinander verwoben sind. Genau dieser Gedanke prägte die Vorbereitung der kirchlichen Akteure zur COP30. Klima- und Umweltfragen sind zugleich Fragen von Gerechtigkeit, Menschenrechten und kultureller Identität. Auch institutionell führen die Fäden weiter: Die CEAMA, kirchliches Ergebnis der Synode von 2019, erarbeitete mit der CELAM die kirchliche COP-Strategie; Caritas Internationalis und Caritas Brasilien realisieren Projekte zur ökologischen Umkehr; das Pan-Amazonas Youth Network organisiert ein Jugendforum zur COP. Was in Rom begann, soll in Belém Früchte tragen. Die COP30 gilt kirchlich als „synodaler Schritt“ der Amazonassynode – getragen von derselben Spiritualität und denselben Netzwerken. Beide Prozesse sind eng verknüpft durch dieselbe Option für das Leben und die Armen und dieselbe Dringlichkeit, das Klima als Glaubensfrage zu begreifen.
Geplant sind u. a. ein Symposium zu „Ökologie integral und Klimagerechtigkeit“, kulturelle und liturgische Begegnungen sowie ein nationales Jugendtreffen vom 13.–16. November 2025. Das Erzbistum Belém organisiert Logistik und Präsenz in der „Blue Zone“ der COP. Mit thematischen Zentren zu Jugend, Bildung, Soziales und Nachhaltigkeit will die Kirche in Belém Zeichen setzen – als moralische Instanz und praktisches Vorbild für ökologische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit.
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